„Philosophie der Gefühle“
Angesichts der zunehmenden
Emotionalisierung des öffentlichen Diskurses, in dem Gefühle leicht zum
Spielball manipulativer und populistischer Kräfte werden, scheint es ratsam,
sich grundlegend mit Wesen und Funktion unserer Gefühlswelt zu beschäftigen.
Philosophiegeschichtlich weist die Suche zurück auf antike
und mittelalterliche Tugendlehren, wo Mäßigung und Beherrschung der Affekte den
Weg zu einer gelungenen Lebensführung verheißen. Von moralphilosophischen
Reflexionen bei Descartes, Spinoza und Hume über ästhetische (Baumgarten, Kant,
Schiller), phänomenologische (Scheler, Stein), existentialistische (Sartre,
Heidegger) bis hin zu sozialphilosophischen Analysen der Gegenwart konfrontiert
uns das Thema mit dem Leib-Seele-Problem, der Abgrenzung von anderen
Gemütsbewegungen wie Empfindung und Stimmung, vor allem aber mit der Frage nach
dem Verhältnis von Vernunft und Gefühl. Spannend bleibt die Frage, wie Gefühle
unsere Wahrnehmung, unser Denken und Handeln beeinflussen.